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Architektur, Emotionen und der Maßstab Mensch

30. Juni 2020

Die Entwicklung der Architektur, des Designs und der Rolle des Architekten können aus den unterschiedlichsten Perspektiven betrachtet werden. In einer neuen Mini-Serie lassen wir deshalb Personen der Architekturbranche zu Wort kommen, die ihre persönliche Sicht der Dinge zum Ausdruck bringen werden, indem jeder auf seine ganz individuelle Weise auf sein gewähltes Thema fokussiert. Diesmal betrachtet Architekt Caspar Schmitz-Morkramer, Gründer und Geschäftsführer von "caspar.", die Beziehung von Mensch und Architektur etwas näher und denkt über die möglichen dadurch ausgelösten Emotionen nach.

 

Ein Kommentar von Caspar Schmitz-Morkamer

 

Wir alle erinnern uns an die große Tragödie, als im April 2019 die Pariser Kathedrale Notre-Dame in Flammen aufging. So furchtbar diese Tragödie war: ich finde es beeindruckend, welch unglaubliche Kraft das Ereignis in den Menschen freisetzte. Es löste ein intensives Wir-Gefühl aus, dass viele Menschen dazu bewegte, mit großen Spenden ihrer Heimat ihre Symbolik zurückzugeben.

 

Architektur ist also mehr als das bloße Errichten von Gebäuden. Sie schafft Identität und Zugehörigkeit. Und sie gewinnt an Kraft, wenn sie mit den Menschen kommuniziert und die Menschen zu ihren Gebäuden Emotionen aufbauen.

 

Im Mittelpunkt von Architektur sollte also der Mensch stehen. So folgen wir bei „caspar.“ der Maxime, dass Architektur mit den Menschen, dem Ort und seiner Aufgabe interagieren muss. Jedes Gebäude wird dadurch zum Einzelstück – nicht um irgendwen zu beeindrucken, sondern um eine Atmosphäre zu schaffen, in der man einfach Mensch sein und sich optimal entfalten kann. Genau das nennen wir „Maßstab Mensch“.

 

Gute, moderne Architektur hat den menschlichen Maßstab schon immer verinnerlicht, beispielsweise in Bruno Tauts „Berliner Siedlungen“. Der Kerngedanke des „Bauhaus“ war dem Menschen gewidmet. Schauen wir auf die Historie von Architektur, die Plätze von Siena bis nach London, finden wir Orte, die Sehnsucht auslösen und den Menschen fokussieren. Sie spiegeln die klassischen Grundrisse der europäischen Stadt wider – Formate, die bis heute funktionieren und uns bei „caspar.“ inspirieren und antreiben.

 

Man darf die Bedeutung von Architektur natürlich nicht überbewerten, aber wenn wir die Emotionalität und die Bedeutung von „Notre-Dame“ für die Menschen auch im Kleinen hinbekommen, schaffen wir einen großen Wert: eine Verbundenheit mit Architektur, die dafür sorgt, dass Menschen ihren städtischen Raum oder ihre Häuser wertschätzen, genießen und gut behandeln. Für mich eine riesige Chance für Architektur – und den Menschen.

Architektur, Emotionen und der Maßstab Mensch
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