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Flexibler Workspace

28. Februar 2023

In dem deutsch-schweizerischen Grenzort Grenzach-Wyhlen bei Basel hat das Architekturbüro Christ & Gantenbein für das Pharmaunternehmen Roche ein neues Bürogebäude errichtet, dessen Konstruktion maximale Flexibilität im Innenraum ermöglicht. Das Interior Design stammt von INCHfurniture, die auch bei der Gestaltung der Work Spaces viele verschiedene individuelle Konfigurationen für die Teams bereithalten.

 

von Thomas Geuder, der Raumjournalist

 

Die Pandemiejahre haben viele zu tiefgreifenden Veränderungen innerhalb enorm kurzer Zeit geführt, nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch für die Unternehmen. Die Computerarbeit ist heute quasi überall möglich, also auch im Homeoffice oder im Lieblingscafé. Diese hybriden Arbeitswelten wirken sich umgekehrt ebenso auf die Gestaltung von Büroflächen aus, mit denen Unternehmen auf die sich verändernde Arbeitsweise reagieren müssen. Ein wichtiges Schlagwort dabei ist die Flexibilität. Büroräume müssen sich der jeweiligen Arbeit anpassen können, Raum für kreative Zusammenarbeit oder auch konzentrierten Rückzug bereithalten und nicht zuletzt einen hohen Identifikationswert besitzen. Sie müssen nicht nur das Arbeiten ermöglichen, sondern gezielt Lust auf Arbeit machen – als multifunktionaler Ort, der zum neuen Arbeits-Lifestyle passt.

 


«Piazza» mit Agility Space und Forest Circle zwischen den Besprechungsräumen im 3. Obergeschoss.

 

Industrielles Bauwerk


All diese Überlegungen spielten bei der Planung eines Büro-Neubaus bei dem Pharmaunternehmen Roche in Grenzach-Wyhlen eine wichtige Rolle. Die Zusammenarbeit in den neuen Büros sollte, so der Wunsch des Bauherrn, neu gedacht und das Unternehmen agiler werden. Denn mit dem Neubau solle nicht weniger als die Spitze des nächsten Kapitels in der Firmenhistorie geschrieben werden, weswegen der Neubau von Beginn an den Namen „FRITZ“ erhielt, als Reminiszenz an den Gründer von Roche Fritz Hoffmann. Für die ArchitektInnen von Christ & Gantenbein aus Basel, die auf dem Werksgelände 2011 bereits ein Büro- und Technikgebäude errichtet haben, waren flexible und hybride Arbeitswelten deshalb eine wichtige Grundlage ihrer Entwurfsarbeit. Der 23 m bzw. fünf Stockwerke hohe und in der Grundfläche 50 × 36 m große Neubau wirkt zunächst sehr kompakt. Die markanten, auf Gehrung geschnittenen Ecken mögen als Referenz auf die Postmoderne zu lesen sein, doch sie sind eine subtile Anspielung auf das Unternehmenslogo. Die strenge Orthogonalität in der Fassadenkomposition, die die konstruktiven Aussteifungen sichtbar macht, und die reduzierte Materialpalette aus Aluminium und Glas soll das Bild eines industriellen Palazzo erzeugen.

 


Nordfassade und neuer Hauptzugangsbereich zum Campus der Roche Pharma AG in Grenzach-Wyhlen.

 


Erdgeschoss mit Empfang (rechts) und FRITZ Bar (links)


Das Büro als Stadt


In den vier Ecken befinden die Erschließungskerne., die zusammen mit einigen wenigen Stützen einen Ring bilden, der markante Kassettendecken trägt. So wird erreicht, dass die Geschossflächen konsequent stützenfrei bleiben können und dadurch zu einem großzügigen, nicht hierarchischen Innenraum werden, der alle denkbaren Konfigurationen einer räumlichen Gestaltung offenlässt. Das komplette Erdgeschoss dient als Foyer, darüber folgt ein zweigeschossiges Auditorium, darüber schließlich die Bürogeschosse, die in Zusammenarbeit mit dem Basler Gestaltungsbüro INCHfurniture ausgestattet wurden. Ihr Konzept hat den Anspruch, als Open Space möglichst zeitlos zu sein, dabei den unterschiedlichen Anforderungen an einen modernen Arbeitsplatz gerecht zu werden und den Raum heterogen zu strukturieren. Hybride Technologien und eine dynamische Arbeitsatmosphäre sind dabei ebenso Teil des Konzepts, wie die Förderung von nicht digitalem Austausch in veränderbaren Raumkonfigurationen. INCH hat dabei Jedes einzelne Objekt entworfen und die zehn „Fritz Elements“ formuliert: Creative Lab, Flexible Workstation, Agility Space, Meeting and Silent Hub, Sky Box, Forest Circle, Community Table, Desert Area, Residential Area und Teeküche. Mit ihnen wird abgedeckt, was benötigt wird, also Raum für konzentriertes Arbeiten, soziale Interaktion, kreative Auseinandersetzung, genussvolle Momente, formelle und informelle Begegnungen sowie Rückzug und persönliche Kontemplation. Die GestalterInnen nennen dies treffend einen „verwobenen urbanen Raum“.

 


4. Obergeschoss mit Community Table, Teeküche, Creative Lab und Meeting Hub

 


Blick durch die Meeting Hub`s im 4. Obergeschoss mit Forest Circle und Community table im Hintergrund

 

Zukunftsträchtige Materialien


Bereits im Entwurfsprozess wurden die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft berücksichtigt, besonders beim Innenausbau. Verbundstoffe und Verklebungen gibt es fast nicht, außerdem wurden langlebige sowie up- und recycelbare Materialien uns ressourcenschonende Produktionsverfahren gewählt. Die heterogene Möblierung erscheint hochwertig und elegant, zusätzlich sind viele Elemente mit Rollen versehen, um sie neu platzieren zu können. Ein wichtiger Teil der Nachhaltigkeitsstrategie ist schlussendlich die detaillierte Dokumentation der eingesetzten Produkte und Materialien, wodurch die Pflege, Reparatur und ein möglichst verlustfreies Recycling ermöglicht wird.

 


Creative Lab`s dienen als teamspezifische Besprechungsräume und sind mit magnetischen Wänden, White- und Pinboards ausgestattet. An der Wand angebrachte Klappstühle und ein Falttisch unterstreichen die modulare und vielfältige Nutzung des Raumes.


Alle Bilder: © Mark Niedermann

 

Projektdaten:


Projekt: Roche Multifunctional Workspace Building

Architektur: Christ & Gantenbein, Basel

Bauherr: Roche Parma AG, Grenzach-Wyhlen

Fertigstellung: 2021

BGF: 10.000 m²

Ausführung: Ganter Construction & Interiors GmbH

Begrünung: Aplantis AG

Umweltberatung: Reffnet

Lichtplanung: Hübschergestaltet GmbH

Akustik: Bakus Bauphysik & Akustik GmbH

Gastroplanung: Axet GmbH

Planungsteam: Itten+Brechbühl, Schnetzer Puskas Ingenieure, ZWP Ingenieur-AG, PPEngineering, hhp Berlin, IGW, Amstein + Walthert Sicherheit, INTELLICONCEPT

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