27. Juni 2023
Denkmalgeschützte Bauten und weitläufige Grünflächen mit altem Baumbestand charakterisieren das Areal der ehemaligen Nibelungenkaserne in Regensburg. In diesem Umfeld haben Behnisch Architekten eine Wohnanlage für Studierende errichtet, deren Gebäudestruktur und Farbigkeit auf das Umfeld wiederum reagiert. Gemeinsam mit Transsolar wurde außerdem ein Klimakonzept für die Innenräume mit einer gewissen Einfachheit und gleichzeitig hohem Wohnkomfort entwickelt.
von Thomas Geuder, Der Raumjournalist
Die Gebäudekubatur wesentlich beeinflusst hat eine große Eiche, von der der langgestreckte Baukörper nun abrückt. Dadurch wird eine besondere Eingangssituation gebildet. Für das Planungsteam war es zudem wichtig, zwischen der Franz-Mayer-Straße und dem Grünzug eine städtebauliche wie bauliche Verbindung zu schaffen. Ein neuer, öffentlicher Fußweg leitet direkt zum und ins Gebäude mit einem geschützten Innenhof. Die großzügige Treppenanlage hier kann als Tribüne oder schlicht als Aufenthaltsort genutzt werden. Im Gartengeschoss sorgen so die Gemeinschaftsbereiche dafür, dass sich das studentische Leben frei entfalten kann, die Studierenden aus aller Welt sich zum Gespräch treffen und das Areal der ehemaligen Kaserne mit Leben füllen.
Die Gebäudekubatur maßgeblich bestimmt hat eine große Eiche, von der der Baukörper nun abrückt.
Einfache und sinnvolle Ausstattung
Entstanden sind in dem Gebäude 204 Betten, in Einzelappartements mit je rund 19 m² sowie Wohngemeinschaften für zwei und vier Personen. In der nördlichen Hälfte des Gebäudes öffnen sich die Erschließungsbereiche zum Innenhof, wodurch die natürliche Belichtung und Belüftung möglich ist. Orientierung geben unterschiedliche Farben am Boden und den Wänden, ebenso Schrift- und Grafikakzente. Die Gemeinschaftsflächen sind dabei mit eher kräftigen Farben versehen, die Individualräume der Studierenden demgegenüber mit warmen und haptischen Tönen. Die gesamte Farbgebung ist angelehnt an den Gedanken der jahreszeitlichen Laubfärbung der Bäume in der Umgebung. Die Ausstattung der Appartements ist einfach, aber sinnvoll und ausreichend, mit Balkon, Einbauküche, einer Badzelle aus Blechfertigteilen sowie polygonal geformten Holzmöbeln.
Für natürliche Belichtung und Belüftung sorgt die Orientierung der Flure zum Innenhof.
Gemeinschaftliche Räume und Bereiche sind mit kräftigen Farben versehen, inspiriert durch die Idee der jahreszeitlichen Laubfärbung.
Bauliche Energiesparmaßnahmen
Der Energiestandard KfW55 wurde mit einigen baulichen bzw. passiven sowie aktiven Maßnahmen erreicht. Die passive Basis bildet eine kompakte, hoch wärmegedämmte und wärmebrückenfreie Konstruktion und Bauweise, die im Winter die Wärmeverluste und im Sommer den Wärmeeintrag minimiert. Die Fenster sind mit 3-fach-Isoliergläsern ausgestattet. Als Wärmepuffer für das Innenraumklima dienen die Betondecken. Wirkungsvollen Sonnenschutz bieten die Balkonauskragungen sowie die Tatsache, dass die raumhohen Fensteröffnungen an den Balkonen größtenteils Richtung Norden gedreht sind.
Über vertikale Netzrohre seitlich am Fensterrahmen wird die zuströmende Außenluft vorgewärmt.
Intelligente Lüftung zur Beheizung
Für das Planungsteam von Transsolar standen die Energieeffizienz des Gebäudes sowie die Robustheit im Gebäudebetrieb im Vordergrund, was nicht zuletzt durch technikarmes Bauen und einfache Bedienbarkeit erreicht werden sollte. Neben der Massivbauweise und der hoch wärmegedämmten Gebäudehülle sind es schließlich ein Lüftungssystem mit fassadenintegrierter Zulufterwärmung sowie ein zentrales Abluftsystem, die maßgeblich zu einem guten Innenraumklima beitragen. Die Beheizung erfolgt dabei über vertikal im Fensterrahmen angeordnete Netzrohre, durch die die eintretende Frischluft im Winter vorgewärmt wird. Die Rücklaufleitungen im Heizsystem werden zusätzlich durch den Estrich geführt, der somit für angenehme Strahlungswärme sorgt. In den Bädern befindet sich die Entlüftung, die einen kontinuierlichen, leichten Unterdruck erzeugt, wodurch das Frischluftsystem aufrechterhalten wird. Die Wärme selbst wird über eine Holzpelletheizung erzeugt, zu Spitzenlasten springt ein Gaskessel ein. Simulationsrechnungen ergaben, dass der Energiebedarf gegenüber den gesetzlichen Vorgaben eines KfW-55-Gebäudes um 23 Prozent unterschritten wird.
Die Bäder schließlich sind mit ihren dunklen Oberflächen der persönlichste Rückzugsort für die Studierenden.
Alle Bilder: © David Matthiessen, Stuttgart
Projektdaten:
Projekt: Studentisches Wohnen in Regensburg
Architektur: Behnisch Architekten
Bauherr: Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz, Regensburg
Energie- und Umwelttechnik: Transsolar Energietechnik GmbH, München (Energie- und Umwelttechnik)
HLS/MEP: Ingenieurbüro Löw, Regensburg
Elektro und Licht: Burnickl Ingenieure GmbH, Velburg
Tragwerk: Ingenieurbüro Dipl.-Ing. Hans Siegmüller, Regensburg
Licht: Bartenbach GmbH, Aldrans
Landschaftsarchitektur: Lichtgrün Landschaftsarchitektur, Regensburg
Bauphysik: Büro Ulrich, München
Brandschutz: Brandschutz Consulting Rainer Sonntag, München
Objektüberwachung: HW Ingenieur Consult GmbH, Grafschaft/München
Fertigstellung: 2020
Standort: Franz-Mayer-Straße 13, 93053 Regensburg