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Holz in der Hauptsache

30. Oktober 2024

Es gibt immer ein erstes Mal. In diesem Fall ist es ein Turm im Holzbauweise, der in der Schweizer Stadt Prilly errichtet wurde und demnächst vollendet wird. Eine innovative und zukunftsorientierte Bauweise mit Energiekonzept machen ihn einmal mehr zu einem Architekturbeispiel, das man sich näher ansehen sollte.


Von Barbara Jahn

 

Der 14-stöckige Holzbau, der zurzeit am Westflügel des Einkaufszentrums Malley Lumières in Prilly fertiggestellt wird, ist ein echter Eyecatcher. Und nicht nur das: Es ist das erste Hochhaus mit Holzstruktur der französischsprachigen Schweiz. Zwar wird hier ein Sockel aus Betonwänden und Stahlteilen eingesetzt, jedoch besteht die Tragkonstruktion zu 80 Prozent aus Holz. Und noch etwas täuscht vielleicht auf den ersten Blick: Die imposante Aufstockung ruht nicht auf den Fundamenten des bestehenden Gebäudes. Ganz im Gegenteil: Die technische Meisterleitung wird durch die Leichtigkeit der Holzkonstruktion und die Errichtung einer Brückenkonstruktion ermöglicht. Die Architekten und Ingenieure von Malley Phare haben es verstanden, Materialien so zu kombinieren, um das Beste aus ihnen herauszuholen. Und nicht nur das: Auch aus dem Gebäude soll das Beste zum Vorschein kommen.

 


Die Photovoltaik-Elemente machen die Fassade zu einem richtigen Energiekraftwerk.


„Bevor wir mit dem architektonischen Entwurf begannen, haben wir eine Studie durchgeführt, um die Zielgruppe dieses neuen Viertels von Malley zu ermitteln“, erklärt Florence Chacornac-Mages, Kommunikationsdirektorin des Büros CCHE. Die Architektur – modern, innovativ, urban und smart – richtet sich insbesondere an junge Stadtbewohner, die sich für kleinere Wohneinheiten, aber mit erweiterten, zusammenhängenden Lebensräumen interessieren. „Sie wollen keine überflüssigen Räume haben, aber sie wollen zusätzliche Räume, die wir „Joker-Zimmer“ nennen, um gelegentlich Freunde oder Familie zu empfangen oder Telearbeit zu machen. Und sie setzen auf eine sanfte Mobilitätsstrategie, die ihnen das Viertel mit Zug, Bus und bald auch Straßenbahn bieten kann.“ Diesen Anforderungen trägt das Gebäude Rechnung in Form von 96 Mietwohnungen, darunter 9 Studios, 12 Lofts, 29 Zweieinhalb-Zimmer-Wohnungen, 33 Dreieinhalb-Zimmer-Wohnungen und drei Vier-Zimmer-Wohnungen, sowie acht Joker-Zimmer und sechs Co-Working Spaces sowie elf Gemeinschaftswaschküchen. Auf der Spitze des 60 Meter hohen Gebäudes befindet sich eine Rooftop-Bar mit einer atemberaubenden Aussicht auf den Genfersee.

 


Um nicht monolithisch zu wirken, wird der Rhythmus der Fassade aufgebrochen.


Das Holzhochhaus präsentiert sich nicht nur modern und elegant, sondern orientiert sich auch mit seiner Fassade in Richtung Zukunft. Neben dem Dach befinden sich ebenfalls an der Fassade Photovoltaik-Module, die die gesamte Gebäudehülle zu einem eigenen Energiekraftwerk machen. Auf diese Weise sollen pro Jahr 250΄000 kW produziert werden. Um diese Gebäudehülle möglichst lebendig zu gestalten, wurde ein raffiniertes Fassadenmuster aus Schlitzen, Einschnitten und Loggien entwickelt. Zusätzlich tragen die Photovoltaikpaneele, mit denen die Fassaden verkleidet werden, zum charakteristischen Aussehen von Malley Phare bei. Sie sind geschickt verteilt: mehr und dichtere Solarpaneele auf der Südfassade, in geringerer Anzahl und weiter auseinanderliegende auf den anderen, weniger sonnigen Fassaden, um auch hier mehr Transparenz zu bieten. Nicht zuletzt akzentuiert noch ein zentraler Korridor in Nord-Süd-Richtung die Fassade, der die Wohnungen verbindet und an jedem Ende dreimal so hohe Räume schafft.

 


Das architektonische Konzept entspricht den aktuellen gesellschaftlichen Bedürfnissen, insbesondere mit Co-Working Spaces.

 

Ein großer Vorteil des Holzbaus ist die Möglichkeit, die Teile zu einem sehr hohen Grad vorzufertigen. In diesem Fall sind es Elemente, die einen Raster von 7,7 Metern bilden, die per LKW auf die Baustelle geliefert werden und sofort montiert werden können. Insgesamt werden 3.000 Quadratmeter Fichtenholzplatten von 800 Tonnen Stahlstrukturen stabilisiert. Drei Fachwerkträger auf drei dreieckigen Ebenen, die neun Stockwerke repräsentieren, wurden nacheinander an der tragenden Westwand des Turms montiert und mithilfe von vier Hydraulikzylindern bewegt. Das Gewicht der zu bewegenden Struktur variiert zwischen 100 und 350 Tonnen bei einer Spannweite von 46 Metern. Jede Verschiebung muss sorgfältig ausgeführt werden und nimmt einen halben, manchmal sogar einen ganzen Tag in Anspruch. Um mehr Varianz in die Fassade zu bringen und den durch die Konstruktion entstandenen Rhythmus zu brechen, besteht der Turm schließlich aus drei Blöcken mit fünf, vier und wieder fünf Stockwerken mit drei verschiedenen Wohnungstypen, wobei jede Etage wird zwischen sieben und zehn Wohnungen umfasst.

 


Lichtdurchflutet und doch vor der Sonne geschützt: Die vorgelagerten Loggien erfüllen ihren Zweck perfekt.

 

Um vor zu starker Sonneneinstrahlung, aber auch akustisch zu schützen, wurden als Schutzmaßnahme Loggien angefügt, die alle Wohnungen mit Ausnahme der Studios umgeben. Diese vollwertigen Wohnräume mit einer Fläche von 10 bis 15 Quadratmeter bereichern die Wohnungen und fungieren auch als Wärmeregulator. Um dem Streiflicht in den Abend- und Morgenstunden entgegenzuwirken, sind die Fensterfronten mit Lamellenjalousien ausgestattet. Die vorbereitenden Arbeiten haben im Frühjahr 2022 begonnen, die Fertigstellung ist für Ende 2025 geplant.

 

© alle Bilder: CCHE


Schauen Sie sich dieses Architekturbeispiel mit eigenen Augen an, vor oder nach Ihrem Besuch an der A@W in Lausanne, am 20. und 21. November 2024.

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